Ulmer Immunologen haben im Tierversuch einen bislang unbekannten Mechanismus entdeckt,  der einen „Paradigmenwechsel“ von einem statischen zu einem dynamischen immunologischen Modell herbeiführen könnte.

 

Die Entdeckung, so teilt die Ulmer Universität mit, könnte weitreichende Folgen für die Therapie von Autoimmunerkrankungen oder die Impfstoffentwicklung haben. Autoimmunkrankheiten sind in Industriestaaten weit verbreitet: Rund fünf Prozent der Bevölkerung leidet an Erkrankungen wie Diabetes Typ 1, Rheuma oder Schuppenflechte, bei denen sich die Immunabwehr gegen körpereigene Strukturen richtet.

 

Die Forscher um Hassan Jumaa vom Institut für Immunologie widerlegten im Mausmodell die Lehrmeinung, dass autoreaktive Antikörper nicht die Krankheit forcieren und deshalb vom gesunden Organismus frühzeitig beseitigt werden. Vielmehr lösten diese die Bildung einer Klasse von Antikörpern (Immunglobulin-M, igM) aus, die im Gegenteil den Organismus vor Autoimmunität schützen.

 

Die Immunisierungsversuche wurden an gesunden Mäusen mit der Gabe von menschlichem Insulin, das als Autoantigen fungierte, durchgeführt. Deren Abwehrreaktionen wurden mit Methoden aus der Diabetologie untersucht.

 

Die adaptive Toleranz, wie die Ulmer Immunologen den neuen Mechanismus nennen, bestehe aus einem „Zusammenspiel verschiedener Autoantigen-Komplexe. Gerät dieser Balanceakt durcheinander, können Autoimmunerkrankungen entstehen.“

 

Die Ergebnisse ließen sich vom Tier auf den Menschen übertragen. Den Nachweis, teilt die Universität Ulm mit, haben die Immunologen in einer weiterführenden Studie erbracht. Diese ist auf einem Preprint-Server erschienen, also noch nicht von Fachkollegen begutachtet (peer-reviewed) worden.

 

Die Studie ist im EMBO-Journal erschienen. Jetzt lesen!

Die Preprint-Studie finden Sie hier.

 

 

 

 

Quelle (wp)

Universität Ulm (2021, 13. August): Paradigmenwechsel in der Immunologie. „Adaptive Toleranz“ balanciert Autoimmunreaktion aus [Pressemeldung].