25.11.2020

Präklinische Studie: Kombitherapie hemmt ATM-mutierten Pankreas-Tumor

Eine präklinische Studie Ulmer Wissenschaftler eröffnet neue Aussichten für spezifischere und schonendere Behandlungsformen des Pankreaskarzinoms.

Studienleiter Prof. Alexander Kleger, Heisenberg Professor für molekulare Onkologie, Leiter der Pankreatologie an der Klinik Innere Medizin 1 des Ulmer Uniklinikums (l.), die beiden Erstautoren Dr. Lukas Perkhofer (m.), Dr. Johann Gout (r.). © Uniklinikum Ulm (Foto 1+2), privat (Foto 3)

 

 

Im Rahmen der präklinischen Studie gelang es in murinen wie humanen Pankreaskarzinomzellen, bestimmte Krebszellen in den Tod (Apoptose) zu treiben. Validiert wurden die Ergebnisse mithilfe humaner Organoide, dreidimensionaler Zellkulturen.

 

Der Erfolg im Labor macht die beteiligten Forscher aus Ulm, München, Bochum, USA und Spanien nicht übermütig. Der Weg dieser Therapie zur Klinik ist noch weit, sagen sie.

 

Denn der Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den tödlichsten Krebsarten in der westlichen Welt. Immer noch nicht weiß die medizinische Forschung, wie er genau entsteht und sich  wirksam bekämpfen lässt.


Späte Diagnose, schwierige Therapie
Der Krebs entwickelt in frühen Stadien kaum spezifische Symptome, ist schwer zu erkennen, und wird meist spät entdeckt. Dann ist eine operative Entfernung des Tumors nicht mehr möglich, weil die Gefahr zu groß ist, andere lebenswichtige Organe zu beschädigen. Eine Chemotherapie ist häufig nicht erfolgreich, da die Tumorzellen von Fibroblasten und einem faserigen Matrixnetzwerk umgeben sind, das verhindert, dass die Zytostatika den Tumor erreichen.

Die Fünf-Jahres-Prognose bei Krebskranken beträgt neun bis zehn Prozent. Jährlich erkranken in Deutschland rund 19.000 Menschen am Pankreas-Karzinom. Derzeit suchen rund 700 klinische Studien an therapeutischen Lösungen für dieses Karzinom.

 

Die Ulmer Forscher und ihre Kollegen wählten einen Therapieansatz, der sich gegen eine Karzinomvariante richtet, bei der ein wichtiges DNA-Reparaturgen (ATM) mutiert ist. Bei einem Fünftel aller Patienten mit Pankreaskarzinom gibt es Mutationen in DNA-Reparaturgenen. Am häufigsten ist dabei das ATM-Gen betroffen.


Inhibitoren-Trio stürzt Krebszellen in Selbstmord
Durch die Kombination dreier Substanzen gelang es, nicht nur ATM, sondern auch alternative zelluläre Reparaturwege zu blockieren. Der Effekt: die Krebszellen starben ab und das Tumorwachstum wurde gehemmt. Durch die Kombination dreier Medikamentengruppen (sog. PAD-Therapie) sollen weniger Nebenwirkungen auftreten und Resistenzen so gut es geht vermieden werden.

 

Hier gibt es die Studie (open access).

 

 

 

 

Quellenangaben

Universität Ulm. (2020, 05. November). Blockade der DNA-Reparatur treibt Krebszelle in den Tod Präklinische Studie: Kombinationstherapie hemmt ATM-mutierten Pankreas-Tumor [Pressemeldung]

PhRMA. (2020, July 14): Researching Cancer Medicines: Setbacks and Stepping Stones, pp. 33-35.

Maucher, Isabelle Viktoria (2019, 9. September): Rettung bei Pankreaskrebs in Sicht?. Gelbe Liste Online.