28.10.2020

Beginn der Phase-2-Studie einer zielgerichteten Therapie für schwere Atemwegskomplikationen aufgrund von COVID-19

Boehringer Ingelheim hat heute den Start einer klinischen Phase-2-Studie zu BI 764198 bekanntgegeben, einem Inhibitor des Rezeptor-Potential-Kationenkanals 6 (TRPC6).

Entwicklungslabor von Boehringer Ingelheim am größten Forschungsstandort in Biberach. © Boehringer Ingelheim

 

Bei dem Wirkstoff handelt es sich um eine potentielle zielgerichtete Therapie zur Senkung des Risikos bzw. Schweregrads akuter Atemwegskomplikationen bei Krankenhauspatienten mit COVID-19, teilt das Unternehmen mit.

 

Ziel der Behandlung mit BI 764198 ist es, den Bedarf an künstlicher Beatmung zu senken, die Genesungsrate der Patienten zu verbessern und Leben zu retten.  

 

„COVID-19 kann bei Patienten zu ernstzunehmenden Lungenproblemen wie einer Pneumonie und in schweren Fällen zu einem akuten Atemnotsyndrom (acute respiratory distress syndrome - ARDS) oder sogar zu einem Lungenversagen führen“, so Dr. Lorraine B. Ware, Inhaberin der Ralph und Lulu Owen-Stiftungsprofessur und Professorin für Medizin sowie Pathologie, Mikrobiologie und Immunologie an der Vanderbilt University.

 

Circa 15% aller SARS-CoV-2-Patienten weisen einen schweren Krankheitsverlauf auf und bis zu 30% der schwer erkrankten Patienten müssen potentiell intensivmedizinisch versorgt werden. Bei 67 bis 85% der Patienten auf Intensivstationen kommt es zu einem akuten Atemnotsyndrom, einer potenziell tödlichen Komplikation bei einem schweren COVID-19-Verlauf. Behandlungsoptionen wie BI 764198 werden dringend benötigt, um schwere Atemnot zu reduzieren, Leben zu retten und nicht zuletzt auch die drastischen Auswirkungen des Virus auf die Gesundheitssysteme zu mildern. 

 

„Diese Therapie könnte die erste potenzielle Behandlungsoption bei einem Atemnotsyndrom in Verbindung mit COVID-19 darstellen und dazu beitragen, eine große Lücke im Behandlungsschema von COVID-19-Patienten zu schließen. Wir haben die Pathologie von COVID-19 im Laufe dieses Jahres genauestens analysiert und mit BI 764198 einen potenziellen neuartigen Ansatz gefunden, um schwerwiegende Krankheitsverläufe zu mildern und sehen uns in der Pflicht, diesen neuen Ansatz in der Klinik zu prüfen“, erklärt Dr. Mehdi Shahidi, Corporate Senior Vice President Medicine und Chief Medical Officer bei Boehringer Ingelheim.  

 

Als forschungsorientiertes Unternehmen ist Boehringer Ingelheim Teil der weltweiten Anstrengungen zur Bekämpfung von COVID-19. Boehringer Ingelheim beteiligt sich derzeit an einer breiten Palette von Initiativen, deren Ziel es ist, die Krankheit zu bekämpfen und Patientenleben zu retten. Dies umfasst unter anderem die Erforschung und Entwicklung von SARS-CoV-2-Antikörpern, die das Virus neutralisieren können, und von Kleinmolekülen zur Hemmung seiner Vermehrung sowie die Entwicklung einer Behandlung zur Vorbeugung von Mikrokoagulation (Blutgerinnsel).


Boehringer Ingelheim unterstützt außerdem aktiv die Initiative der Bill and Melinda Gates Foundation zur Sicherung eines globalen gleichberechtigten Zugangs zu Therapien und Impfstoffen sowie globale Entwicklungsinitiativen wie den COVID-19 Therapeutics Accelerator (CTA) und das Corona Accelerated R&D in Europe (CARE) Konsortium. 

 

Die Studie
Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte klinische Phase-2-Studie untersucht BI 764198 bei Patienten, die aufgrund von COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden. Im Rahmen der Studie wird den Probanden bis zu vier Wochen lang täglich eine Kapsel verabreicht.

 

Der primäre Endpunkt ist der Anteil von Patienten, die an Tag 29 der Behandlung am Leben sind und keine künstliche Beatmung benötigen. Weitere Endpunkte sind die Verbesserung des klinischen Symptombilds, die Sauerstoffsättigung und die Notwendigkeit einer Verlegung auf die Intensivstation.

 

Bei im Krankenhaus behandelten COVID-19-Patienten liegt aufgrund der Atemwegsschädigung eine Erhöhung der reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) vor. ROS aktivieren nachweislich TRPC6, was eine Reihe von Zellschäden nach sich ziehen kann, die wiederum zu einer Störung der zellulären Barrierefunktion, Hyperpermeabilität, Ödemen und letztlich einem akuten Atemnotsyndrom (acute respiratory distress syndrome - ARDS) führen können.

 

Die Behandlung mit BI 764198 bei Lungenschädigung im Tiermodell hat eine Minderung von Lungenschäden und Lungenödemen belegt. Bei Patienten mit einer schweren SARS-CoV-2-Infektion könnte die Behandlung mit BI 764198 einen ähnlichen Nutzen bewirken. BI 764198 wurde in einer Phase-1-Studie mit gesunden Erwachsenen (NCT03854552) gut toleriert.  

 

Die Studienrekrutierung zu BI 764198 soll im Oktober 2020 beginnen und die Studie wird an circa 40 Studienstandorten in acht Ländern durchgeführt.

(PM Boehringer Ingelheim, 28. Oktober 2020)