02.06.2023

Vfa-Report: Biopharmazeutika bauen Marktanteile aus

Die wirtschaftliche Bedeutung von Biopharmazeutika hat auch im vergangenen Jahr zugenommen. Dies zeigen die wirtschaftlichen Kennzahlen des Biotech-Reports „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2023“, den der Pharmaverband Vfa (Verband forschender Arzneimittelhersteller) jetzt veröffentlicht hat.

 

 

Die Berater von Boston Consulting Group ermittelten folgende Zahlen:

 

59 Prozent aller neu zugelassenen Medikamente 2022 waren Biopharmazeutika (2021: 46 Prozent).
Auch die 30 eingeführten neu zugelassenen Original-Biopharmazeutika waren ein Rekord. Ihr Anteil am Gesamtmarkt betrug 2022 32,9 Prozent (31,4 Prozent).

 

Der Umsatz mit Medikamenten aus gentechnischer Herstellung stieg im Vergleich zu 2021 um 1,7 Milliarden Euro auf 17,8 Milliarden Euro. Erneut wuchs der Biopharma-Umsatz (plus 10,5 %) schneller als die Umsätze des gesamten deutschen Pharmamarktes (plus 5,4 % im Vorjahresvergleich).


Als Ursache für die steigenden Umsatzzahlen für Biopharmazeutika werden der „hohe medizinische Bedarf“ und die zahlreichen zielgerichteten Therapieoptionen durch die vielen zulassungsstarken Jahre für Biopharmazeutika ausgemacht.

 

Zwei von drei Entwicklungskandidaten sind Antikörper
Die biopharmazeutische Pipeline hat sich laut Report seit 2005 weit mehr als verdoppelt – von 256 klinischen Entwicklungskandidaten im Jahr 2005 auf 672 Ende 2022. Damit liegt sie auf einem ähnlichen Niveau wie in 2021.

 

Die Wirkstoffgruppe der rekombinanten Antikörper stellt wie auch in den Vorjahren mit 65 % (2021: 66 %) den größten Anteil an Entwicklungskandidaten (439 von 672 Projekten), was ihre Bedeutung als Wachstumsmotor der medizinischen Biotechnologie unterstreiche.

 

Zusammengenommen stellen die drei größten Bereiche (Onkologie, Infektion, Immunologie) rund 71 % aller Entwicklungsprojekte mit neuen oder biosimilaren Wirkstoffen.

 

Biosimilars zeigen nach ihrer Markteinführung in Deutschland ein starkes Wachstum; sie erreichen bereits im ersten Jahr Marktanteile von bis zu 80 %. Im ‚biosimilarfähigen‘ Segment erzielten sie 2022 im Schnitt einen Umsatzanteil von 64 %.

 

Biotech als Jobmaschine
Die Zahl der Beschäftigten wuchs um 8,7 Prozent auf rund 50.000 – ein Zuwachs von rund 4000 Mitarbeitenden im Vergleich zu 2021.

 

 

Mächtiges Indikationstrio
Erneut sind Onkologie und Immunologie die beiden umsatzstärksten Bereiche mit Marktanteilen von 29 % bzw. 28 %, wobei die Onkologie mit +16 % weiterhin überdurchschnittlich wächst. Zusammen mit den Stoffwechselerkrankungen machten die drei größten Anwendungsgebiete fast drei Viertel des biopharmazeutischen Gesamtumsatzes aus.

 

Die 37 Neuzulassungen für rekombinante Biopharmazeutika erstrecken sich auf verschiedene Therapiegebiete und umfassen folgende Produktklassen: rekombinante Antikörper (16 neue plus drei Biosimilars), vier ATMPs (Advanced Therapy Medicinal Products; Arzneimittel für neuartige Therapien), drei neue Enzyme, zwei Wachstumshormone, zwei biosimilare Insuline, zwei weitere Hormone (ein neues und ein Biosimilar), einen Gerinnungsfaktor, einen biosimilaren Wachstumsfaktor sowie drei neue rekombinante Impfstoffe, darunter einer zur Prävention von Covid-19.

 

Ende 2022 waren dem Report zufolge 398 Biopharmazeutika (inklusive biotechnologisch hergestellter Impfstoffe) für den deutschen Markt zugelassen, 10 % mehr als im Vorjahr. Den größten Zuwachs gab es wie in  den Vorjahren bei den rekombinanten Antikörpern, die mit 141 Zulassungen mehr als ein Drittel aller zugelassenen Biopharmazeutika ausmachten.

 

Untersucht wurden für den Report die Aktivitäten deutscher Biotech- und Pharma-Unternehmen jeglicher Größe sowie deutscher Tochtergesellschaften internationaler Pharma- und Biotech-Firmen. Umsatzangaben beziehen sich auf den Apotheken- und Klinikmarkt im GKV- und PKV-Segment nach Abgabepreis pharmazeutischer Unternehmen abzüglich der gesetzlich festgelegten Herstellerabschläge.

 

Nicht berücksichtigt im Zahlenwerk sind die durch SARS-CoV-2-Impfstoffe und Antikörper erzielten Umsätze, weil diese von der Bundesregierung bestellt und bezahlt worden sind.

 

Download des Reports

 

Gute Ergänzung der Zahlen liefert der Life Science Trend 2023 zu den 246 deutschen Biotechs, die sich mit Erforschung und Entwicklung von Therapeutika beschäftigen.