25.07.2021

Biopharmazeutika erzielen erneut Spitzenwerte im Markt

Die medizinische Biotechnologie erreicht auch im Pandemiejahr 2020 neue Bestmarken im deutschen Markt.

Oben rechts: Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa-bio und Vorstandsvorsitzender der Rentschler Biopharma SE. © Foto & Infografiken: vfa bio / Crispin I. Mokry.



 

 

 

Biopharmazeutika erzielten im Pandemiejahr 2020 neue Bestmarken im deutschen Markt. Das geht aus dem Branchenreport "Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2021" hervor, den die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) im Auftrag von vfa bio erneut erstellt hat.


Der vfa bio vertritt mit seinen derzeit 30 Mitgliedern im Verband der forschenden Arzneimittelhersteller die Interessen der Biotechnologie. Anders als der EY-Biotech-Report, der auf Grundlage der Daten des Biotech-Verbands BioDeutschland Daten zu allen Anwendungsbereichen der Biotechnologie erhebt, fokussiert sich der BCG-Report auf die medizinische Anwendung der Biotechnologie auf Grundlage des deutschen Klinik- und Apothekenmarktes.

 


Kennzahlen weisen erneut nach oben
Die Kennzahlen im Einzelnen:  Der Umsatz kletterte auf 14,6 Mrd. Euro (2019: 12,8 Mrd. Euro), der Marktanteil von Biopharmazeutika wuchs erneut auf nunmehr 30,8 % (2019: 29,0 %). Auch die Belegschaften der Biopharmazeutika-Hersteller wuchsen um 5,4 % auf 44.600 Mitarbeitende. Nach aktuellen Daten von IQVIA hat sich der Umsatzanteil von Biopharmazeutika zwischen April 2020 und März 2021 sogar auf 32 Prozent erhöht

 

„Deutschland kann sich gegenüber der internationalen Konkurrenz behaupten. Das zeigte sich im Pandemiejahr 2020 auf beeindruckende Weise bei der mRNA-Technologie und gilt auch insgesamt für die medizinische Biotechnologie“, kommentierte Dr. Frank Mathias, Vorsitzender von vfa bio und CEO der Rentschler Biopharma SE.

 

„Bei der Produktion von Biopharmazeutika hat der Standort Deutschland einen wichtigen Anteil“, so Mathias weiter. „Von dieser Vielfalt und Stärke lebt die medizinische Biotechnologie in Deutschland – zum Nutzen für Patientinnen und Patienten sowie für den Wirtschaftsstandort. Wir haben in Deutschland hervorragende Forschungseinrichtungen, hoch innovativ arbeitende Firmen, herausragende Unternehmerpersönlichkeiten und viele glänzend ausgebildete Fachkräfte. Davon brauchen wir aber noch mehr.“

 


Hoffnungsträger Antikörper
Vertieft geht der aktuelle Biotech-Report auf rekombinante Antikörper ein. Das sind biotechnologisch hergestellte Antikörper nach dem Vorbild der Natur oder auch ganz neue, so in der Natur nicht vorkommende Varianten. Sie ermöglichen wichtige innovative Therapien für Erkrankungen, die bisher nur unzureichend oder gar nicht behandelt werden können.

 

Ende 2020 waren 82 Vertreter dieser Wirkstoffklasse in Deutschland zugelassen, doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Mit 32 % aller zugelassenen Biopharmazeutika bilden Antikörper die wichtigste Gruppe und kommen in unterschiedlichsten medizinischen Gebieten zum Einsatz. Die Krebsmedizin steht dabei erneut auf Platz eins, gefolgt von Infektionsmedizin und Immunologie.

 

Rekombinante Antikörper sind der Wachstumsmotor für die medizinische Biotechnologie. Auch bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie leisten Antikörper ihren Beitrag. Und mit 65 % machen sie den Löwenanteil an der gesamten biopharmazeutischen Pipeline aus, die sich seit 2005 mehr als verdoppelt hat: von anfangs 256 Kandidaten in klinischer Entwicklung auf 657 Ende 2020. In dieser Pipeline befinden sich auch Entwicklungskandidaten für neue Impfstoffe und Gentherapeutika (9 Phase 3-, 24 Phase 2-, 11 Phase-1-Kandidaten).

 


Deutschland als Produktionsstandort fällt zurück
„Europa nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Rund 165 Biopharmazeutika werden in Europa produziert – das liegt deutlich vor den USA mit 102. Diese Vielfalt zeigt sich auch in Deutschland – mit 44 hierzulande produzierten Biopharmazeutika“, so Studienautor Dr. Jürgen Lücke, Senior Partner bei BCG.

 

„Deutschland und Europa sind wichtige Produktionsstandorte für Innovationen – das sollte nicht gefährdet werden“, sagt Lücke und ergänzt: „Andere Länder holen auf oder ziehen sogar an uns vorbei. Lag Deutschland 2018 noch auf Platz drei bei den Gesamtkapazitäten, reicht es 2021 nur für Platz 5. Überholt haben uns die Schweiz und Irland. Auch China rückt näher (Platz 9). Andere Länder wie die USA oder Südkorea bleiben unerreicht. Daran ändert auch der Ausbau der Impfstoffkapazitäten nichts.“

 

Gezählt wurden bei der Berechnung Fermenter mit mindestens 5.000 Litern Bruttovolumina für Säugetierzellen und Anlagen, die noch 2021 in Betrieb gehen. Die Produktionskapazitäten: USA (1,76 Mio. Liter), Südkorea (0,55 Mio. Liter), Irland (0,44 Mio. Liter), Schweiz (0,425 Mio. Liter), Deutschland (0,38 Mio. Liter).

 


Mathias‘ Appell: Mehr Biopharmazeutika hierzulande produzieren
Dazu Mathias: „Deutschland kann das in der Pandemie bewiesene Potenzial und die hochgekrempelten Ärmel nutzen und seine Stärken in Wissenschaft und Technologie im internationalen Wettbewerb ausspielen! Wenn die Politik will, dass künftig wieder mehr Medikamente hierzulande produziert werden, sollten das Hightech-Produkte wie Biopharmazeutika sein. Sie haben sich in der Corona-Pandemie als Trumpfkarte für Deutschland erwiesen.“

 


Umsatzsprung bei Biosimilars
Ein starkes Wachstum haben 2020 Biosimilars auf dem deutschen Markt verzeichnet: sie erreichen bereits im ersten Jahr ihrer Markteinführung beachtliche Marktanteile von bis zu 60 Prozent, einige sogar bis zu 90 Prozent. Im Durchschnitt erzielten Biosimilars 2020 einen Umsatzanteil von 52 Prozent (2019: 42 Prozent) im Vergleich zu den Originalpräparaten.

 

Der Biotech-Report 2021 kann hier als pdf heruntergeladen oder kostenfrei bestellt werden.

 

 

 

 

 

Quellen

Digitale Pressemappe zum Biotech-Report 2021

https://www.iqvia.com 

Waltern Pytlik