11.01.2021

Boehringer Ingelheim und Google kooperieren für Quanten Computing in der Pharmaforschung

Forschende von Boehringer Ingelheim und Google untersuchen gemeinsam die Anwendungspotenziale von Quantencomputern für Molekulardynamik-Simulationen.

Ein von Google gebauter Quantencomputer. © Google, Boehringer Ingelheim

 

 

 

Boehringer Ingelheim hat heute eine Kooperationsvereinbarung mit Google Quantum AI (Google) bekanntgegeben. Das deutsche Pharmanunternehmen und der Technologiekonzern aus dem Sillicon Valley werden in den nächsten drei Jahren zusammenarbeiten, um Anwendungsmöglichkeiten für Quantencomputer in der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung zu erforschen und umzusetzen.


Im Zuge der Kooperation, die vom neu gegründeten Quantum-Forschungslabor von Boehringer Ingelheim mitgeleitet wird, sollen Forschende beider Unternehmen vor allem neue Wege bei der Anwendung von Quantencomputern für Molekulardynamik-Simulationen gehen.


Boehringer Ingelheim ist nach eigenen Angaben weltweit das erste Pharmaunternehmen, das mit Google im „Quantum Computing“ zusammenarbeitet. Die Partnerschaft verbindet Boehriner Ingelheim's Expertise bei computergestütztem Wirkstoffdesign und Modellierung mit den technologischen Möglichkeiten von Google als einem der führenden Entwickler von Quantencomputern.

 


Medizinischer Fortschritt durch Zukunftstechnologien 
Die neue Kooperation ist Teil der umfassenden digitalen Transformationsstrategie von Boehringer Ingelheim – mit dem Ziel, vielversprechende Forschungsaktivitäten schneller und effektiver weiterzuentwickeln und dadurch mehr bahnbrechende medizinische Lösungen auf den Markt zu bringen, die Patienten dringend benötigen.

 

Dafür erhöht das Unternehmen seine Investitionen in ein breites Spektrum digitaler Technologien. Schlüsselbereiche wie Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und Data Science helfen dabei, Krankheiten, ihre Treiber und Biomarker sowie digitale Therapiemöglichkeiten besser zu verstehen. Insbesondere Quantencomputer haben das Potenzial, die Entdeckung neuer Medikamente maßgeblich zu beschleunigen und zu optimieren. 


„Auch, wenn Quantum Computing eine vergleichsweise neue Technologie ist, sind wir überzeugt, dass wir mit ihrer Hilfe zukünftig noch mehr Menschen und Tiere mit innovativen und bahnbrechenden Medikamenten versorgen können.“, erklärte Michael Schmelmer, Vorstandsmitglied bei Boehringer Ingelheim und verantwortlich für Finanzen und Konzernfunktionen.


"Wir freuen uns darauf, an diesem Bereich gemeinsam zu arbeiten – mit Grundlagenforschung und dem gemeinsamen Ziel, innerhalb des nächsten Jahrzehnts pharmazeutische Probleme jenseits klassischer Denkmuster zu lösen.“, ergänzte Markus Hoffmann von Google Quantum AI Partnerships.



Neues Quantum-Forschungslabor
Boehringer Ingelheim plant erhebliche Investitionen in den kommenden Jahren, um das Potenzial von Quantum Computing auszuschöpfen. Das Unternehmen hat hierfür ein Quantum-Forschungslabor eingerichtet, in dem anerkannte Experten aus Wissenschaft, Industrie und Quantum-Providern zusammenarbeiten. Weitere Partnerschaften aus Wissenschaft und Industrie werden die Teams ergänzen und hauptsächlich von der Innovation Unit und der IT bei ihrer Arbeit unterstützt. 


Laut Google bringt Boehringer Ingelheim ein beeindruckendes Team im Bereich Quantum Computing mit sowie großes Fachwissen, wie man die technologischen Möglichkeiten praktisch in der Pharmazie nutzt. Die Vorreiterrolle des Unternehmens in der Quantenforschung sei beeindruckend und zeige sich ebenso in der dynamischen Arbeit des  starken Teams für die Quantenforschung sowie an der generellen Bereitschaft zu Open Science. 

 

 "Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Google und Quantum Computing in der biopharmazeutischen Forschung, neue Möglichkeiten zur Entdeckung neuer Medikamente zu finden und so auch in Zukunft zum weltweiten medizinischen Fortschritt beizutragen.“, kommentierte Michel Pairet, Vorstandsmitglied und Verantwortlicher für Innovation Unit bei Boehringer Ingelheim. 

 


Chemische Quantensimulation:  Mehr 'Science' als 'Fiction'
Computerbasierte Ansätze bilden bereits die Grundlage für das Design sowie die Entwicklung innovativer Medikamente. Allerdings können heutige Computer wegen ihrer Algorithmen-Struktur nicht viele der wirklich komplexen Herausforderungen meistern, die grundlegend für die frühen Phasen pharmazeutischer Forschung und Entwicklung sind, darunter insbesondere Simulationen und Analysen von für den Krankheitsmechanismus relevanten Molekülen.


Quantencomputer rechnen mit Quanten-Bits (Qubits), dem quantenmechanischen Pendat zu den Bits herkömmlicher Rechner. Im Gegensatz zu Bits, die genau zwei mögliche Zustände – entweder Null oder Eins – einnehmen, können sich Qubits auch in einem Zustand zwischen Null und Eins befinden. Durch diese besondere Eigenschaft der Qubits sind Quantencomputer theoretisch um ein Vielfaches schneller und leistungsfähiger als herkömmliche Rechner.  


Quantum Computing besitzt somit das Potenzial, viel größere Moleküle als derzeit möglich genau zu simulieren und zu vergleichen. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für pharmazeutische Innovationen und Therapien für ein breites Spektrum an Krankheiten, heißt es in der Mitteilung des Pharmakonzerns.


 „Die äußerst präzise Modellierung molekularer Systeme gilt weithin als die natürlichste Anwendung von Quantum Computing und hat das Potenzial, Arbeitsprozesse grundlegend zu verändern. Daher freuen wir bei Google uns darauf, mit Boehringer Ingelheim zusammenzuarbeiten und gemeinsam Fälle und Methoden für chemische Quantensimulationen zu erforschen, sagte Ryan Babbush, Leiter von Quantum Algorithms bei Google.

 

 

 

 

 

 

 

Quellen

Boehringer Ingelheim. (2021, 11. Januar). Quantencomputer: Boehringer Ingelheim und Google kooperieren für Pharmaforschung [Pressemeldung].


Welt der Physik: Wie funktioniert ein Quantencomputer?