Neue Veranstaltungsplattform feiert Premiere in Ulm
Veranstaltungen in der Life Science Branche gibt es viele. Am 5. und 6. Februar 2025 haben sich eineinhalb Tage lang Experten mit aktuellen Trends im Biomanufacturing auf einer Fachkonferenz auseinandergesetzt. Das Neue daran: Drei Life Science Organisationen haben sich erstmals zusammengetan und das Event gemeinsam entwickelt und durchgeführt.

Im Blickpunkt stand die Frage: Wie lassen sich die Herausforderungen der New Modalities durch neue Produktionstechnologien lösen?
Wir haben die drei Veranstaltungsmacher zur Motivation ihrer Zusammenarbeit gefragt:
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Michelangelo Canzoneri, AG-Leiter Biotech bei ISPE (international) und Beiratsmitglied ISPE D/A/CH:
ISPE ist eine weltweit führende Fachgesellschaft, die Innovation, Best Practices und technologische Weiterentwicklungen in der pharmazeutischen Industrie fördert. In der Community of Practice (CoP) Biotechnology verfolgen wir intensiv die Entwicklung neuer Biopharmazeutika, insbesondere der New Modalities wie Zell- und Gentherapien. Diese Therapien revolutionieren die Biotechnologie, erfordern jedoch völlig neue Ansätze in der Herstellung. Die Zusammenarbeit mit starken Partnern aus den Bereichen Biopharma, Technologieentwicklung und Automatisierung ist essenziell, um branchenübergreifend Lösungen für diese Herausforderungen zu erarbeiten.
Uwe Bücheler, Vorstandsvorsitzender BioPharma Cluster:
Der BioPharma Cluster South Germany zählt zu den wichtigsten Biotech-Hubs Europas, der mit seinen Mitgliedern alle wesentlichen Aspekte der Entwicklung und Produktion von Biopharmazeutika abdeckt. Mit der wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie führen wir bereits jährlich gemeinsam eine Veranstaltung durch. Das Besondere daran: Wir schlagen hier Brücken von der grundlagenorientierten Wissenschaft über anwendungsorientierte Forschung hin zu Fallbeispielen aus der Wirtschaft, wie jüngst zu virusbasierten Therapeutika.
Canzoneri:
Diese neuen Modalitäten bringen nicht nur wissenschaftliche und regulatorische Herausforderungen mit sich, sondern verändern auch grundlegend die Art und Weise, wie wir Produktionsanlagen und -prozesse gestalten. Die Planung, Skalierung und Automatisierung biopharmazeutischer Anlagen müssen neu gedacht werden. Genau diese Fragestellungen treiben wir gemeinsam voran – und dieser interdisziplinäre Austausch ist essenziell, um tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.
Bücheler:
Die Entwicklung und Herstellung dieser neuen Generation von Biopharmazeutika ist völlig neuartig und nicht einfach eine Weiterentwicklung bekannter Herstellungsverfahren wie zum Beispiel von Antikörpern. Wir haben deshalb den Kontakt zur ISPE D/A/CH gesucht und waren uns rasch einig, dass unsere Kompetenzen einander ergänzen. Wir haben uns dann auf einen wichtigen Teilaspekt als Thema unserer ersten Veranstaltung geeinigt, nämlich wie sich die Digitalisierung und Automatisierung nutzen lassen könnten, um die Implikationen der neuen Arzneimittelklasse für neuartige Produktionsprozesse auszuloten.
Und damit kommt der dritte Veranstalter, die BioRegioSTERN, ins Spiel, oder?
Bücheler:
Genau. Wir klopften bei unseren Nachbarn in Stuttgart an.
Klaus Eichenberg, Geschäftsführer BioRegioSTERN:
Da waren sie an der richtigen Adresse, denn unsere BioRegion verfügt auch über namhafte Akteure in der Automatisierungstechnik, dem Maschinen- und Anlagenbau. Der Ansatz, die einander ergänzenden Stärken für eine Veranstaltung zusammenzulegen, hat uns überzeugt. Wenn sich Synergien von benachbarten Clustern in Baden-Württemberg ergeben, sollte man diese nutzen. Das haben wir gerne getan.
Es gab also reichlich Informations- und Diskussionsbedarf zum Thema?
Canzoneri:
Definitiv. Die rasante Entwicklung neuer Biopharmazeutika bringt viele offene Fragen mit sich: Welche Standards sind notwendig? Wie lassen sich flexible Produktionskonzepte realisieren? Wie kann die Digitalisierung helfen, Prozesse robuster und skalierbarer zu machen? Wir haben gezielt Experten aus unseren Netzwerken eingebunden, um diese Fragen vorwettbewerblich zu diskutieren und gemeinsam neue Ansätze zu erarbeiten.
Wie war die Umsetzung?
Bücheler:
Wir haben die eineinhalb Tage in die drei thematischen Sessions New Modalities, Automatisierung und Aseptische Herstellung aufgeteilt. Auf die einzelnen Vorträge folgte nicht nur eine Frage-Antwort-Runde, sondern auch eine moderierte Diskussionsrunde mit den Vortragenden.
Was war die Zielgruppe dieser Veranstaltung?
Canzoneri:
Unsere Zielgruppe waren führende Experten der Pharma- und Biotech-Industrie – von IT- und Digitalisierungsstrategen über Automatisierungs- und Robotikexperten bis hin zu Prozesstechnologen, Entwicklern und Produktionsleitern. Besonders wertvoll war auch die Beteiligung von Regulierungsbehörden, denn der Dialog zwischen Industrie und Behörden ist entscheidend, um neue Technologien effizient und compliant in die Praxis zu überführen.
Eichenberg:
Was uns wichtig war bei der Vorbereitung: Rege, sehr offene Diskussionen und das Netzwerken sollten nicht zu kurz kommen. Dafür hatten wir entsprechend Zeit im Programm eingeplant.
Wie war die Resonanz auf diese Veranstaltungspremiere?
Canzoneri:
Mit 100 Teilnehmenden konnten wir bereits bei der Premiere eine starke Resonanz erzielen – gerade angesichts der kurzen Vorbereitungszeit. Besonders positiv wurden die inhaltliche Tiefe, die Interaktivität und die Gelegenheit zum Networking bewertet. Das zeigt uns, dass die Kombination aus technologischen, regulatorischen und prozessualen Perspektiven genau den Nerv der Branche trifft.
Wird es also eine Folgeveranstaltung geben?
Canzoneri und Bücheler:
Ja, die Veranstaltung hat klar gezeigt, dass der interdisziplinäre Austausch essenziell ist. Unsere Kooperation hat sehr gut funktioniert und das Format wurde positiv aufgenommen. Daher planen wir bereits für März 2026 eine Folgeveranstaltung mit einem weiterführenden Schwerpunktthema, um die aktuellen Entwicklungen im Biomanufacturing weiter voranzutreiben.
Eichenberg:
Und wir von der BioRegio STERN können uns gut vorstellen, wieder mit an Bord zu sein.
Die Fragen stellte Walter Pytlik