15.10.2021

Grundstein für die Zukunft der Ulmer Traumaforschung gelegt

Multidimensionale Trauma-Wissenschaften: Universität Ulm erhält neues Trauma-Forschungsgebäude für 73 Millionen Euro.

Dr. Danyal Bayaz, Finanzminister BW; Prof. Michael Weber, Präsident Uni Ulm; Gunter Czisch, Oberbürgermeister Ulm; Prof. Markus Huber-Lang, Gründungsdirektor MTW; Wilmuth Lindenthal, Leitender Baudirektor Vermögen und Bau BW Amt Ulm; Dr. Hans J. Reiter, Ministerialdirektor MWK; Prof. Anita Ignatius, stv. Gründungsdirektorin MTW; Prof. Thomas Wirth, Dekan Medizinische Fakultät und Till Behnke, Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten (v.l.). 📷 © Eberhardt/Uni Ulm

 

 

 

Verkehrsunfälle, Terroranschläge und Gewalttaten haben eines gemeinsam: Opfer mit schwersten Verletzungen. Die medizinische Versorgung von Patienten mit mehrfachen Knochenbrüchen und massiv verletzten Organen ist äußerst anspruchsvoll. Unkontrollierte Immunreaktionen im ganzen Körper führen nicht selten zu Entzündungen, Multi-Organversagen und Tod. Hauptziele der Ulmer Traumaforschung sind ein tieferes Verständnis solcher komplexen Verletzungen und neue therapeutische Ansätze. Ab 2024 bietet der Neubau Multidimensionale Trauma-Wissenschaften (MTW) den international anerkannten Forschenden optimale Rahmenbedingungen: Jetzt wurde der Grundstein gelegt.
 

Mit Hochdruck forschen Ulmer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Aufklärung der hochkomplexen Wechselwirkungen, die gerade Mehrfach-Verletzungen so gefährlich machen. Diese Forschung zählt zu den strategischen Entwicklungsbereichen der Uni Ulm und ist nicht zuletzt gesellschaftlich hochrelevant: Traumata sind immerhin die häufigste Todesursache von Menschen unter 45 Jahren. Jährlich verursachen solche Verletzungen Gesundheitskosten von rund 30 Milliarden Euro und mehr – dazu kommen massive Arbeitsausfälle. „Das fächerübergreifende Zusammenspiel von grundlagenorientierter und klinischer Forschung ist das Alleinstellungsmerkmal der Ulmer Traumaforschung: Scheinbar weit entfernte Disziplinen wie Unfallchirurgie, Biochemie, Genetik und Psychiatrie wirken in der Ulmer Traumaforschung zusammen, die im MTW-Gebäude eine neue Heimat findet“, erklärt Professor Thomas Wirth, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm.

 

Basis der Ulmer Traumaforschung sind der seit 2015 geförderte Sonderforschungsbereich (SFB 1149) „Gefahrenantwort, Störfaktoren und regeneratives Potenzial nach akutem Trauma“ sowie klinische Forschergruppen. Übergeordnetes Ziel des SFB ist ein tiefes Verständnis der Folgen körperlicher Verletzungen. „Die Forschungsprogrammatik des MTW geht weit über bisherige Fragestellungen hinaus. Mechanismen und Folgen von Verletzungen sollen künftig in vielfältigen Dimensionen untersucht werden: Von der molekularen und zellulären Ebene über den Gesamtorganismus bis hin zur gesellschaftlichen Dimension. Unsere Forschungsvorhaben betreffen die gesamte Lebensspanne des Menschen und darüber hinaus. Denn einmal erlittene Traumata können sich sogar auf Folgegenerationen auswirken“, erklärt Professor Markus Huber-Lang, Gründungsdirektor des Forschungsbaus Multidimensionale Trauma-Wissenschaften.

 

Maßgeschneidertes Gebäude für die Traumaforschung

Im Neubau MTW werden über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit modernsten Untersuchungsmethoden verschiedene Aspekte der Traumaforschung in den Blick nehmen – darunter insbesondere die Entschlüsselung von Funktionsstörungen nach Verletzungen, das Schädel-Hirn-Trauma, die Interaktion des verletzten Körpers mit Mikroorganismen, die Regenerations- und Heilungsfähigkeit nach schweren Verletzungen und das Wechselspiel zwischen körperlichen und psychischen Traumata. „Aus den neuen Erkenntnissen sollen letztlich innovative und passgenaue Therapien für Traumapatientinnen und -patienten entwickelt werden", erklärt Professorin Anita Ignatius, stellvertretende Gründungsdirektorin des einzigartigen Gebäudes.

 

Für ihre Forschung werden den 19 interdisziplinären Arbeitsgruppen im Neubau biomedizinische Labore der Sicherheitsstufe 2, bildgebende Verfahren sowie eine Biobank zur Verfügung stehen. Im eigenen Studienzentrum können künftig Patientinnen und Patienten untersucht und Proben genommen werden. Ein großer Standortvorteil ist die Nähe zum Universitätsklinikum Ulm, zum Bundeswehrkrankenhaus sowie zu naturwissenschaftlichen Instituten der Universität. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich zudem die Blutspendezentrale des Deutschen Roten Kreuz (DRK). Kurzum: Auf dem Campus der Universität Ulm wurde nicht nur der Grundstein für den Forschungsbau MTW gelegt, sondern für die Zukunft der Traumaforschung.

 

Das Forschungsgebäude MTW wird jeweils hälftig vom Bund sowie vom Land und der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm finanziert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 73 Millionen Euro.

 

 

 

 

 

 

Quelle

Universität Ulm  (2021, 12. Oktober): Forschung im Neubau Multidimensionale Trauma-Wissenschaften. Grundstein für die Zukunft der Ulmer Traumaforschung gelegt [Pressemeldung].